Technisches Wissen

Die Vorgaben für Schienenfahrzeugbeschichtung kommen aus unterschiedlichen Quellen:

  1. Vorgaben aufgrund internationalen Vereinbarungen wie z.B.
  • gemäß TSI (technische Spezifikation für die Interoperabilität der EU)
  • Brandschutz gemäß der Norm EN 45-545
  1. Normen der jeweiligen nationalen Staatsbahnen wie z.B.
  • DBS 918 300 und DBS 918 301 der Deutschen Bahn
  • NF F 19-141-1 und NF F 19-141-2 der SNCF
  • weitere Normen der Staatsbahnen …
  1. Interne Standardvorgaben der Schienenfahrzeughersteller wie Alstom, Bombardier, Siemens, Stadler usw.

  2. Zusätzliche Kundenvorgaben

Deshalb ist es sehr wichtig, vor der Auswahl des Beschichtungssystems zu prüfen, welche Normen und Vorgaben berücksichtigt werden müssen. Diese Normen und Vorgaben werden alle in einer Liste zusammengestellt und dienen als Grundlage für ein Lastenheft, das es ermöglicht, zielgenau bei Lackherstellern geeignete Produkte anzufragen.

Da in der Regel alle technischen Normen einer unregelmäßigen Aktualisierung unterliegen, ist es wichtig, die jeweils aktuellen Versionen der jeweiligen Normen zu verwenden. Dies verhindert eine Verwendung von Beschichtungssystemen, die den Vorgaben nicht mehr entsprechen.

  1. Die ermittelten Vorgaben für die Beschichtung sollten von den Endkunden schriftlich bestätigt werden.
  2. Die Erfüllung der zusammengestellten Vorgaben sollte auch vom Lackhersteller für das von ihn vorgeschlagene Beschichtungssystem schriftlich bestätigt werden und durch geeignete Prüfdokumente sowie Produktqualifikationen unabhängiger Prüfstellen belegt werden.
  3. Diese Bestätigungen sollten vor dem Einsatz des Beschichtungssystems vorliegen, um spätere Probleme und Diskussionen mit Kunden und Lieferanten zu vermeiden.

Der Verband der Bahnindustrie in Deutschland e.V. (VDB) hat einen Leitfaden für die Abnahme lackierter Oberflächen von Schienenfahrzeugen ausgearbeitet.

Der Leitfaden „Prüfkriterien für lackierte Oberflächen von Schienenfahrzeugen“ beschreibt die Vorgehensweise sowie die Kriterien und Vorgaben für eine objektive Bewertung von Oberflächen bei der Kundenabnahme. Dieser Leitfaden wurde von den Mitgliedern des VDB-Arbeitskreises Oberflächentechnik erarbeitet und mit den Fachexperten der DB Systemtechnik abgestimmt. Die Mitglieder des VDB und die Deutsche Bahn AG haben den Leitfaden als Branchenstandard anerkannt.

Zusätzlich wurden dazu „Anwendungshinweise“ als Hilfestellung für die Anwendung und zur Vermeidung von Missverständnissen erarbeitet.

Beide Dokumente können auf den Seiten des VDB kostenlos als pdf-Dokument heruntergeladen werden. Hier der Link zur Downloadseite: Leitfaden ...

Um die theoretischen Kosten der Beschichtungssysteme sowie die benötigten Lackmengen miteinander zu vergleichen, wird der theoretische Lackverbrauch anhand der Daten aus dem technischen Merkblatt ermittelt.

Der theoretische Lackverbrauch gibt an, welche theoretische Menge an Lack benötigt wird, um bei der angegebenen Schichtdicke und Fläche (in der Regel pro 1 m²) eine korrekte Beschichtung zu erzielen. Dabei werden mögliche Lackverluste, die sich aufgrund der verwendeten Applikationsmethode und der Objektgeometrie ergeben, nicht berücksichtigt.

Je nach Lackhersteller wird in technischen Merkblättern entweder der theoretische Verbrauch direkt angegeben (meistens in kg pro 1 m² oder in Liter pro 1 m²) oder kann anhand weiterer Daten ermittelt werden. Dazu werden die Angaben über die Dichte und des Festkörpers (nach Volumen oder Gewicht) des Lackes (bei zweikomponentigen Produkten bezogen auf das Gemisch) benötigt.

Wie der theoretische Verbrauch anhand dieser Daten errechnet wird, ist in „VdL-RL 08: Richtlinie Festkörpervolumen“ beschrieben. Diese findet man auf den Seiten des Verbandes der Deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie e.V. [hier...]

Der theoretische Verbrauch ist eine wichtige Größe.
  1. Sie dient als unabhängige Basis für den Kostenvergleich zwischen Lacksystemen. Dabei werden die Lackkosten für jeweils 1 m² bei vorgegeben Schichtdicken und der Schichtanzahl ermittelt und miteinander verglichen.
  2. Mit Hilfe des theoretischen Verbrauchs kann die theoretisch benötigte Lackmenge für die zur Beschichtung vorgesehene Fläche ermittelt werden.

Es ist wichtig, daran zu denken, dass diese theoretischen Werte nur reinen Vergleichszwecken dienen und keine Aussage über den tatsächlichen, praktischen Lackverbrauch zulassen. Welche Lackmengen in der praktischen Anwendung für die vorgegebene, zu beschichtende Oberfläche benötigt werden, hängt von weiteren Faktoren ab.

  Der praktische Lackverbrauch kann auf zwei Wegen ermittelt werden:
  1. Die vorgegebene Oberfläche wird auf die vorgesehene Art und Weise beschichtet, d.h., die vorgeschriebenen Schichtdicken sowie Anzahl und Art der Schichten entsprechen der vorgegebenen Lackiervorschrift. Der so ermittelte praktische Verbrauch lässt sich bei bekannter Oberflächengröße auf den praktischen Verbrauch pro 1 m² umrechnen.
  2. Der praktische Verbrauch wird anhand des theoretischen Verbrauchs sowie der Applikationsverfahren und der Geometrie der Oberfläche geschätzt. In der Praxis ist diese Schätzung in der Regel ausreichend.
Bei Spritzapplikation [in Abhängigkeit von der Geometrie der Oberfläche] beträgt der geschätzte praktische Verbrauch:
  • einfache, gerade geschlossene Oberfläche: 1,5 bis 1,6 x theoretischer Verbrauch
  • geschlossene Oberfläche mit sich überschneidenden Flächen: 1,8 x theoretischer Verbrauch
  • sehr verwinkelte Oberfläche: 2,0 x theoretischer Verbrauch
  • sehr verwinkelte, nicht geschlossene Oberfläche 2,2 x theoretischer Verbrauch

Diese geschätzten Werte werden dann in der Praxis überprüft und gegebenenfalls angepasst.

Der praktische Verbrauch ist oft eine geschätzte Größe, die in der Praxis immer wieder korrigiert wird. In der Serienproduktion durch Optimierung der Spritzapplikation durch die Lackierer sinkt der anfangs ermittelte praktischer Verbrauch um bis zu 15%.

Bei der Beschichtung einer Serie von Schienenfahrzeugen sinkt der praktische Verbrauch innerhalb der ersten 10 Fahrzeuge aufgrund der Optimierung der Lackierungsweise durch die Lackierer. Erfahrungsgemäß schwankt der Lackverbrauch ab dem 10. Fahrzeug nur gering.

Volumenfestkörper ist ein wichtiger Parameter bei der Berechnung des Lackverbaruches. Die VdL-R 08 Richtlinie legt fest, wie es berechnet werden soll.

Die VdL-R 08 Richtlinie kann kostenlos auf der Seite des Verbandes der deutschen Lack- und Druckindustrie e.V. heruntergeladen werden. Hier der Link zur Downloadseite: VdL-R 08 Richtlinie...

Es ist sehr zu empfehlen, die Angaben in Technischen Merkblättern zu vergleichen und auf Ihre Stichhaltigkeit zu prüfen. Manchmal stimmen die angegeben Werte von Lackhersteller zu Lackhersteller nicht überein, was zu falschen Berechnungen führen kann

Dieser Richtlinie ist ursprünglich für die Farbtoleranzen von Pulverlacken für Architekturanwendung erstellt worden. Doch die Vorgaben bezüglich der Vorlagen für Farbnachstellungen, Anforderungen an Vergleichsbleche sowie Farbtonfreigaben können auch auf Nasslacke im Schienenfahrzeugbereich angewendet werden. Ein Beispiel für derartige Anwendungen ist der Leitfaden des VDB „Prüfkriterien für lackierte Oberflächen von Schienenfahrzeugen“

Die VdL-R 10 Richtlinie kann kostenlos auf der Seite des Verbandes der deutschen Lack- und Druckindustrie e.V. heruntergeladen werden. Hier der Link zur Downloadseite: VdL-R 10 Richtlinie ...

Manchmal werden Kontrollflächen benötigt. Die VdL-RL 17 kann hier als Hilfe und Verweis verwendet werden.

Die VdL-R 17 Richtlinie kann kostenlos auf der Seite des Verbandes der deutschen Lack- und Druckindustrie e.V. heruntergeladen werden. Hier der Link zur Downloadseite: VdL-R 17 Richtlinie...