Beschichtung von Reisezugwagen, Loks und Triebzügen

1. Allgemeines

Bei der Lackierung von Reisezugwagen, Triebzügen und Lokomotiven werden grob folgende Bereiche unterschieden, die mit einem dafür vorgesehenen Lacksystem beschichtet werden:

  • Wagenkasten, außen
  • Wagenkasten, innen – technische Beschichtungen ohne dekorativen Anforderungen
  • Untergestell und Drehgestelle
  • Dach
  • Fahrzeuginnenbereich, mit dekorativen Anforderungen

Bei eingebauten Komponenten wird in der Regel ein Lacksystem eingesetzt, welches für den Bereich, in dem diese Teile eingebaut werden, vorgeschrieben ist. Wird das Teil im Untergestellbereich eingebaut, wird es wie das Untergestell lackiert. Wird es im Außenbereich des Wagenkastens eingebaut, wird es wie der Wagenkasten beschichtet.

2. Beschichtung von Wagenkasten, außen

Für Schienenfahrzeuge, die im Personenverkehr eingesetzt werden, gelten schon lange erhöhte Anforderungen bezüglich dekorativer Eigenschaften. Deshalb wurden die früher so oft eingesetzten einkomponentigen Beschichtungssysteme auf Alkydharzbasis durch hochwertige, zweikomponentigen Beschichtungssysteme ersetzt. Zuerst wurden dreischichtige Systeme mit Grundierung, Zwischengrundierung und Decklack eingesetzt. Mit steigenden Anforderungen bezüglich des Antigraffitischutzes wurde der Decklack durch Basis- und Klarlack ersetzt. Damit stieg die Anzahl der Lackschichten auf vier. Zusätzlich, um die Unebenheiten der Flächen auszugleichen, wird zwischen der Grundierung und der Zwischengrundierung gespachtelt.

Aus diesem Grund werden im Bereich der Wagenkastenlackierung prinzipiell nur zwei unterschiedliche Beschichtungssysteme verwendet:

  1. Ein Dreischichtsystem mit Decklack bestehen aus:
  • 2K EP Grundierung
  • Spachtel (entweder Polyesterspachel oder Epoxidspachtel)
  • 2K PUR Zwischengrundierung
  • 2K PUR Decklack
  1. Ein Vierschichtsystem mit Basis- und Klarlack bestehen aus:
  • 2K EP Grundierung
  • Spachtel (entweder Polyesterspachel oder Epoxidspachtel)
  • 2K PUR Zwischengrundierung
  • 2K PUR Basislack
  • 2K PUR Klarlack

In beiden Fällen gibt es sowohl Varianten mit wasserverdünnbaren als auch lösemittelhaltigen Produkten.

Welches dieser Beschichtungssysteme eingesetzt wird, hängt häufig von den spezifischen Anforderungen und der Anzahl der Farbtöne, die das Lackierungsschema des Wagenkastens enthält. Generell gilt die Regel: je mehr Farbtöne eingesetzt werden müssen und je höher der Antigraffitischutz sein soll, desto eher wird das Basis-/Klarlack System eingesetzt. Die Gründe dafür sind: schnelle Trocknung der Basislacke und besserer Antigraffitischutz der Klarlacke im Vergleich zu den Decklacken.

In der Praxis werden beide Beschichtungssysteme eingesetzt. Das dreischichtige System wird häufiger bei Loks und das vierschichtige System bei Reisezugwagen und Triebzügen verwendet.

Abb. Typische Varianten der Beschichtungssysteme für Wagenkasten, außen

3. Beschichtung von Wagenkasten, innen – technische Beschichtungen ohne dekorative Anforderungen

Die Konstruktion im Innenbereich des Fahrzeugs ist normalerweise nicht sichtbar, da sie verkleidet wird. Im Fahrbetrieb ist dieser Bereich häufig durch starke Kondenswasserbelastung der Korrosion ausgesetzt. Um dies zu verhindern, wird dieser Bereich durch technische Beschichtungen geschützt. Je nach Anforderungen, werden diese Bereiche durch ein Einschichtsystem oder ein zweischichtiges Beschichtungssystem geschützt. In der Regel sind dies in beiden Fällen zweikomponentige Produkte auf Epoxidharzbasis.

Bei den Einschichtsystemen sind es 2K EP DS Beschichtungen, die auch für den einschichtigen Einsatz vom Lackhersteller freigegeben wurden. Bei Zweischichtsystemen bestehen sie in der Regel aus 2K EP Grundierung, die meist mit der im Außenbereich des Wagenkastens eingesetzten Grundierung identisch ist, und einer 2K EP DS Beschichtung.

Abb. Typische Varianten der Beschichtungssysteme für Wagenkasten, innen – technische Bereiche

4. Beschichtung von Untergestellbereich und Drehgestellen

Die früher in diesem Bereich eingesetzten 1K Produkte auf Alkydharz- oder Bitumenbasis wurden durch modernere und umweltfreundlichere Produkte ersetzt.

Es werden in der Regel Zweischicht-Systeme verwendet. Als Grundierung wird eine 2K EP Grundierung, wie sie auf dem Fahrzeugkasten eingesetzt wird, verwendet. Als Decklack, je nach Anforderung, wird entweder wasserverdünnbare 1K Acrylatdispersion (sog. WUS – wasserverdünnbarer Unterbodenschutz) oder 2K EP DS Beschichtung eingesetzt. Die Verwendung von 1K Produkten in diesem Bereich ist rückläufig.

Abb. Typische Varianten der Beschichtungssysteme für Untergestellbereich und Drehgestelle

Im Bereich der Reisezugwagen und Triebzeuge werden grundsätzlich keine Einschichtsysteme verwendet.

5. Beschichtung von Dachbereich

Je nach Ausführung des Daches kann dieses unterschiedlich lackiert werden. In der Regel werden die seitlich sichtbaren Partien des Daches und die dort verbauten Komponenten identisch wie der Wagenkasten lackiert. Häufig wird in solchen Fällen auch anstelle der Basis-/Klarlack-Beschichtung ein 2K PUR Decklack eingesetzt. Wenn ein 2K PUR Decklack eingesetzt wird, dann wird das gesamte Dach damit beschichtet.

Falls die Dachgeometrie große, nicht sichtbare Flächen aufweist, wird auch häufig als Decklack  eine 2K EP DS Beschichtung eingesetzt. Die Kreidungsneigung der eingesetzten Epoxi-Dickschichtbeschichtungen wird durch höhere Schichtdicke ausgeglichen. Diese Lösung wird bevorzugt auf Dächern eingesetzt, auf denen es zur Ansammlung von stehendem Wasser kommen kann, während das Fahrzeug ruht.

Abb. Typische Varianten der Beschichtungssysteme für den Dachbereich, wenn ein 2K PUR Decklack eingesetzt wird

Abb.  Typische Varianten der Beschichtungssysteme für den Dachbereich wenn eine 2K EP DS Beschichtung eingesetzt wird

6. Beschichtung von Fahrzeuginnenbereichen mit dekorativen Anforderungen

Im Innern des Fahrzeugs werden alle sichtbaren Flächen mit Personenkontakt mit speziell dafür vorgesehenen 2K PUR Decklacken lackiert. Die Beschichtung kann unterschiedliche Glanzgrade sowie unterschiedlich strukturierte Oberflächen (von glatter bis zur grober Struktur) aufweisen. Je nach eingesetztem Untergrund erfolgt die Beschichtung mit oder auch ohne Grundierung. Die eingesetzte Grundierung sollte passend zum Untergrund ausgewählt werden. In der Regel ist es eine 2K EP oder 2K PUR Grundierung (Zwischengrundierung).

Auf GFK Untergründen werden auch häufig aus Brandschutzgründen brandhemmende Spezialgrundierungen eingesetzt.

Abb. Typische Varianten der Beschichtungssysteme für den Innenbereich, die dekorative Anforderungen erfüllen.